Pferdeosteopathie

Störungen im Bewegungsapparat des Pferdes führen zu Unrittigkeit, Schmerzen und Bewegungseinschränkungen, blockierten Gelenken oder verspannten Muskeln. Schuld daran sind häufig die kleinen Dinge.

Ein Wegrutschen auf der grünen Weide, zu hohe Boxenwände über die das Pony versucht herüber zu gucken, die Schiefe des Reiters die sich auf das Pferd überträgt, das nass kalte Wetter im Herbst oder ein Aufhängen im Halfter.

Das Ziel der Pferdeosteopathie ist es, die Funktionsfähigkeit des Gewebes zu verbessern, Selbstheilungskräfte zu aktivieren und Blockaden zu lösen.

Die Pferdeosteopathie ist eine ganzheitliche Therapie, in der manuelle Behandlungstechniken angewandt werden. Es wird der gesamte Körper des Pferdes untersucht und behandelt.

Nicht nur die Knochen „Osteon“ werden auf ihr Leiden „Pathie“ getestet, sondern auch Sehnen, Bänder, Muskeln, Faszien und innere Organe (Darm, Zwerchfell, Beckenboden, Lunge etc.).

Wann ist Osteopathie für Pferde sinnvoll?

Häufig stellt sich die Frage, wann Osteopathie angebracht ist.

Das lässt sich relativ einfach beantworten. Immer!

Unsere Pferde sind, wie wir Menschen, nicht perfekt symmetrisch zur Welt gekommen. Egal wie sehr wir uns bemühen, unsere Haltungsformen nehmen immer Einfluss auf die körperliche Gesundheit der Tiere. „Nutzen“ wir unsere Pferde oder haben wir sie auf der großen Weide stehen, auf der unbemerkte Weideunfälle passieren. Alles was auf unsere Pferde einwirkt, wirkt sich auf ihre Körper aus. Man beschreibt dieses Phänomen in den 3 Grundsätzen der Osteopathie.

  1. Form follows function
  2. Kompression ist der größte Schadensmechanismus
  3. Der Körper steht in einem Spannungsfeld zwischen Mobilität und Stabilität

Die Pferde brauchen nicht erst einen Sehnenschaden oder den Senkrücken um behandlungsbedürftig zu sein.

Ist es nicht viel besser Frühwarnsysteme zu erkennen und zu reagieren bevor unsere Pferde erkranken?

Genau hier greift die Osteopathie.

Ursache-Folge-Kette

Sogenannte Dysfunktionen führen zu weiteren Schonhaltungen, die sich letzten Endes über den gesamten Körper erstrecken können und zum Beispiel als Hinterhand-Lahmheit erstmals für den Reiter sichtbar werden. In diesem Moment besteht das ursprüngliche Problem bereits seit Monaten und die Lahmheit ist die Folge der Kernproblematik. Die Reihenfolge einer Behandlung ist daher immer: Muskulatur, Bindegewebe, Gelenk. Dadurch geht die manuell-therapeutische Mobilisation manchmal einen Umweg durch die verschiedenen Strukturen, erfasst so aber das Kernproblem bevor das Offensichtliche bearbeitet wird.

Für eine erfolgreiche Behandlung ist also eine genaue Untersuchung des Pferdes absolut notwendig.

Die folgende Reihenfolge muss zwingend eingehalten werden um nichts zu übersehen:

  • Abfragen der Vorgeschichte und der bestehenden Problematik
  • Sichtbefund (u.a. Exterieurbeurteilung)
  • Bewegungsanalyse an der Hand, der Longe ggf. unter dem Reiter
  • Abtasten des gesamten Pferdes auf z.B. Verspannungen, Wärme, Schmerzhaftigkeit, Muskelverletzungen, Überbeine, Schwellungen und Auftreibungen
  • Überprüfung der Zähne und der Hufe
  • Befunden der einzelnen Gelenke und Behandeln der eingeschränkten Strukturen
  • Lösen von Blockierungen in der Wirbelsäule
  • Überprüfen des Equipments (Sattel, Zaumzeug, weitere Ausrüstung) auf Passform und Funktionalität
  • Beratung des Besitzers und gegebenenfalls Erstellen eines Trainingsplans, um den Behandlungserfolg zu stabilisieren.

Die Osteopathie sollte also im Idealfall nicht als einmaliges Erlebnis betrachtet werden, sondern viel mehr als Prozess. Nach der Erstbehandlung sollte 4 bis 6 Wochen so trainiert werden, dass die neu erzielte Mobilität derart stabilisiert wird, dass das Pferd nicht zurück in seine Ursache-Folge-Kette fällt.

Hierzu gehört auch, dass mögliche Auslöser korrigiert werden wie z.B. den Sattel checken lassen, die Zähne von einem Tierarzt behandeln lassen, das Fütterungsmangament anpassen usw.

Nach diesen maximal 6 Wochen sollte eine Zweitbehandlung stattfinden, hier werden die ursprünglich besonders deutlichen Bewegungseinschränkungen nachbehandelt oder eventuell neu entstandene Traumen berücksichtigt. Danach wird das Training wieder angepasst.

Dieses Prinzip kann kontinuierlich fortlaufen.

Wir helfen unsere Pferden also mit ihren erworbenen oder angeborenen Dysfunktionen bestmöglich zurecht zukommen oder diese gar aufzulösen, für ein langes, bewegungsstarkes Leben.